Eros
Die Straße geht steil bergauf, westlich und östlich ist Wald zu sehen. Nach einigen Schritten auf der ansteigenden Straße, sieht Paris, rechts neben sich einen Wiesenplatz, auf dem einige Menschen spielen. Sie scheinen recht unterschiedlich in der Gestalt, doch nach genauerer Betrachtung entdeckt sie, dass die Körperformen der scheinbar laufenden Menschen sich ähneln. Paris bemerkt befremdet, dass die einen Spielteilnehmer die seitwärts von ihnen weglaufenden oder direkt vor oder hinter ihnen stehenden Spielteilnehmer nicht vollends wahrnehmen. Zunächst meint sie, sie sehe ein Schulterspiel, aber es steigt heftiger Zweifel in ihr auf, weil die Spielenden auf einer sehr steilen Wiese, zudem ohne sich zu berühren, laufen. Plötzlich, auf dem Gipfel des Berges stehend – die Straße steigt nicht weiter an, ein Plateau, rings von Bäumen umgeben, deren Äste in den dunklen Himmel ragen – sieht Paris ein Schloß zu ihrer Linken.
Zunächst nur verschwommen, dann klarer werdend, ohne jedoch die Konturen konkret zu zeigen, nähert sich das Schloß Paris. Es ist ihr unmöglich, auf das Schloß zuzugehen, sie versucht es; doch immer nur, wenn sie im Begriffe ist, ihr anfängliches Vorhaben aufzugeben und weitergehen will, kommt sie dem Schloß ein kleines Stück näher. Nicht Paris verursacht den immer kürzer werdenden Abstand zwischen sich und dem Schloß, nein, das Schloß bewegt sich auf sie zu. Plötzlich steht sie dem Schloß unmittelbar gegenüber. Die golden wirkende Fassade sticht ihr in die Augen, so dass sie sich, gleichsam von einer gewaltigen Erregung gepackt, sogleich in der Wirklichkeit
befindet.Sie schlägt das Bettlaken auf dessen Spitzenende und steht auf, um die Morgentoilette hinter sich zu bringen. Nach dem sie sich angezogen hat, geht sie – ohne gefrühstückt zu haben – aus dem Haus. Unwillkürlich beschreitet sie einen einsam gelegenen Waldweg, der ihr an sonstigen Tagen nicht aufgefallen ist. Da, wie aus dem Nichts, erkennt sie den aufsteigenden Weg — vor kurzem noch ein Teil ihrer nächtlichen Gedanken. Neugierig geworden, versucht sie, den bereits ins Unbewusste absinkenden Traum zu rekapitulieren. Es gelingt ihr. Erstaunlich: Der Weg, den sie jetzt eingeschlagen hat, führt zum Schloß. Diesmal strebt Paris ihm entgegen, so dass sie bald darauf vor der Schloßtür steht. An der Tür ist ein Messingring befestigt. Paris greift nach diesem Messingring und schlägt ihn einige Male an das schwere Holz der Schloßtür. Ein junger Mann öffnet ihr die Tür.